Lissabon, ESM, TAFTA, Hühnerhaufen

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Liebe Transen,

ich bin neu hier und beginne einfach mal mit einer kurzen Anekdote aus Istanbul: Hab mich vorgestern nach dem Happening in Taksim mit einer russischen Aktivistin unterhalten und versucht zu erklären, was Lissabon-Vertrag, ESM, TAFTA etc. hinsichtlich Demokratie bzw. deren Abschaffung bedeuten. Sie hat eine Weile zugehört und ihr Lachen wurde immer breiter. Dann hat sie gesagt (ich übersetze frei): "Schätzchen, bevor Demokratie abgeschafft werden kann, muss sie erst mal eingeführt werden. Seid ihr wirklich so doof? Die machen das, weil sie es können, weil ihr es zulasst! Weil ihr keine Eier in der Hose habt, sie davonzujagen. Und wenn ihr weiter pennt, ketten die euch bald im Hamsterrad fest. Die Deutschen sind ja als Hochleistungshamster weltberühmt, und alle schmunzeln darüber. Tafta heißt auf russisch "Verarsche"! Glaubst du an Zufall, mein Muttersöhnchen?" (Zitat und Übersetzung Ende.)

Schluck!

Ich habe schon länger den Verdacht, dass angesichts der echten Machenschaften unsere "Resilienz" eher der Widerstandsfähigkeit einer gewaltfreien Gender-Häkelgruppe am Sonntagnachmittag nach dem Kirchgang gleicht. Es ist doch schön, wenn sich Funktionsatome in ihrer Freizeit sinnvoll beschäftigen, nicht wahr?

In diesem Sinne, allen einen guten Rutsch und ein wandlungsfähiges Jahr 2014! Mutabor, cheers, iyi ak amlar

Kommentare

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Hallo Gerald,

vielen Dank für Deinen Kommentar. (Ich hab übrigens nur sehr kleine Eier, wenn es hier um Polizeieinsätze geht. Die Jungs sind derartig hart drauf, das kann man sich in Deutschland nicht vorstellen. Ich renn weg, wenn die ankommen.) Aber zum Kernthema, klar erkenne ich die Zeichen des Wandels, hab den Eindruck, dass wirklich inzwischen die Mehrheit in Deutschland darauf wartet, das "der Knoten platzt". Und ich werte das dezentrale Engagement in kleinen Gruppen in keiner Weise ab, sondern bin seit Beginn mit Herz und Hand dabei. Aber ich sehe andererseits auch, dass diejenigen, die wirklich aktiv werden wollen, rein strukturell regelrecht geknebelt sind. Mehr dazu nächste Woche, ich schreib das mal zusammen, ist wichtig zu erkennen, glaube ich. (An dieser Stelle, danke, Jonas, für die Links, hab mich eingelesen.) Frage: Haben wir wirklich so viel Zeit, dass wir auf Evolution statt Revolution setzen können? Nicht nur hinsichtlich der ökologischen, äußeren Dimension, sondern auch bezüglich innerer Erschlaffung, dem schleichenden Nachlassen des Enthusiasmus, wenn es an erlebbaren Projekten und deren wirksamer Vernetzung, besonders im Bereich emanzipatorischer Ökonomie, mangelt. In diesem Zusammenhang ein Gandhi-Zitat, das mich immer wieder sehr nachdenklich macht: Die Nichtzusammenarbeit mit dem Schlechten gehört ebenso zu unseren Pflichten wie die Zusammenarbeit mit dem Guten. Wie sieht es mit unserer Fähigkeit aus, die Zusammenarbeit mit dem Schlechten gesellschaftswirksam zu verweigern? Was ist das Schlechte? Und ist diese Fähigkeit nicht auch Bestandteil dessen, was mit Resilienz gemeint ist? Wie gesagt, nächste Woche ausführlicher, vielen Dank für Deine Anregungen und herzliche Grüße zurück,

Hubertus