In Transition ohne Transition
Ich nehme das Wort transition mal wörtlich: Übergang.
In dem befinde ich mich nicht erst seit den "Grenzen des Wachstums" oder "Silent Spring". Die habe ich damals gelesen, war durchschüttert (erschüttert wäre zu wenig) und wusste, was ich schon zuvor geahnt hatte: So kann es nicht weitergehen. Auch nicht mit mir und meinen Lebensgewohnheiten, Mustern, Ansichten, Weltanschauung, Beziehungen ... you name it. Seither bin ich "in transition". Und das ist erst vorbei, wenn ich nicht mehr bin.
Aber das Leben spielt seine eigenen Spiele. Heute, so ungefähr vierzig Jahre später, ist manches gut und viel habe ich versäumt. Ganz normal also. Und es gibt Transition, als Idee, als Bewegung, als sympathisches (leider noch kaum wahrnehmbares) Wellenrauschen hinter den oft unerträglichen Dezibel der Konsumgesellschaft. Da spiegelt sich nicht mehr - wie früher - die Aussteigerlust einiger weniger, sondern die Sehnsucht von Hunderttausenden, vielleicht sogar Millionen, wer weiß - und schon wieder greift mir die Hoffnung in die Saiten.
Aber auch hier, in diesen Reihen, wird nur mit Wasser gekocht. Leider, würde ich gerne klagen, aber womit denn sonst! Auch hier ist so manchem und mancher das persönliche Befinden wichtiger als der Weltuntergang; auch hier wird verdrängt, was man nicht wahrhaben will; auch hier gibt es Konsum, Neid, Eifersucht, Gier, Missgunst, Schönreden, Verschwörungssimplifizierungen für eine unerträglich und unverständlich komplexte Welt. Aber: Hier sind viele unterwegs, denen diese Fallen bewusst sind und die die alten Schlangenhäute gerne abwerfen würden. Und hier gibt es viele viele Frauen und Männer, junge zumeist, denen der Unterschied zwischen Haben und Sein bewusst ist.
Dennoch: Warum ist die Kommune Niederkaufungen die einzige, die ohne Privatbesitz auskommt, und alle anderen Lebensgemeinschaften genau das brauchen? Immer noch? Warum schlucken wir bei Tamera oder beim Zegg, weil dort mit freier Liebe experimentiert wird? Mal ehrlich: Gibt es denn tatsächlich "unfreie Liebe"?
Wie auch immer. Ich habe mich entschlossen, Mitglied bei Transition zu werden. Das fühlt sich richtig an, ein bisschen wie heimkommen. Jetzt muss ich nur noch meine Würzburger Gruppe kennenlernen. Denn nach wie vor bin ich "in Transition ohne Transition".
bobby
- Blog von Bobby Langer_2
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