Unsere Vision ist ein multiverses Netzwerk, für das die Transition-Idee den Boden bereitet
Interview mit Josef Kreitmayer, Mit-Initiator des ersten österreichischen Transition-Forum vom 15.-17.05.2015 in Graz
Du bist einer der Organisatoren des ersten Transition Forums in Österreich. Was ist die Grundidee dabei?
In Österreich gibt es natürlich wie in Deutschland auch bereits viele Initiativen und Einrichtungen, die sich im Themenfeld Transformation engagieren getragen von Kommunen oder auch Vereinen -, beispielsweise ungefähr 900 Klimabündnis-Gemeinden oder auch Agenda21-Büros. Zurzeit existieren ungefähr zehn Gemeinde-Konzepte mit unterschiedlichsten Schwerpunkten. In Österreich ist selbstverständlich auch die Bewegung der Gemeinwohl-Ökonomie relativ stark vertreten. Da müssen wir das Rad nicht neu erfinden und ein zusätzliches Transition-Konzept in die Kommunen tragen.
Unser Ziel ist eher, alles was da ist, in Vielfalt zu bündeln und schauen, ob es sich entwickeln darf, dass Transition-Elemente in die bereits existierenden Konzepte einfließen - und vor allen Dingen eine Vernetzung zu ermöglichen. Wir meinen, die Idee von Transition ist ein guter Nährboden dafür, weil sie so vielfältig und zudem als Bottom-up-Prozess angelegt ist. Um Netzwerke zu schaffen, braucht es erst einmal Vertrauen und persönliche Begegnungen. Als Matrix zur Entwicklung eines multiversen Netzwerkes mit welchem Dach auch immer, das muss nicht unbedingt Transition sein, haben wir ein Drei-Säulen-Modell und eine Pyramide entwickelt (siehe die beiden nachfolgenden Abbildungen).
Beim ersten Transition-Forum arbeitet ihr mit verschiedenen Partnerinnen und Partnern zusammen, inhaltlich wie auch finanziell. Wie ist es zu diesen Kooperationen gekommen?
Dazu haben wir so etwas wie eine Elefantenrunde ins Leben gerufen, zu der wir verschiedene Akteurinnen und Akteure eingeladen haben beispielsweise die Obfrau von Attac, den Geschäftsführer der grünen Bildungswerkstatt, die Obfrau von SOL und weitere Nachhaltigkeitsinitiativen und Einrichtungen. In dieser Runde haben wir erarbeitet, was diese Initiativen brauchen und welche Themen sie sich für ein Transition Forum wünschen.
Welche Inhalte erwarten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer?
Zum Start des Forums werden wir einen Markt der Möglichkeiten veranstalten. Außerdem haben wir insgesamt 10 Workshop-Slots geplant zu unterschiedlichen Themen wie Transition in Deutschland oder auch dem REconomy-Projekt. Den aktuellen Status zu den Workshops gibt es hier: http://transition.at/ Den genauen inhaltlichen Ablauf geben wir in Kürze bekannt.
In welchem Status befindet sich eigentlich Transition Österreich?
In Österreich gibt es hunderte an Transition interessierte Menschen, allein in der Online-Plattform Transitionaustria.ning.com haben wir 800 registrierte Benutzerinnen. Es gibt aber nur relativ wenige Transition Towns, mein Eindruck ist, dass der Diskurs bei uns sehr viel breiter angelegt ist. Was Transition angeht, verfügen wir derzeit noch nicht über eine Dach-Organisation; halten diese aber für sinnvoll, bspw. um einen Ressourcenpool zu etablieren. Eines der Themen des Transition Forums wird es sein, darüber zu diskutieren, wie Transition sich hier in Österreich formieren wird. Ich kann mir gut vorstellen, dass wir uns an den Strukturen des deutschen Transition-Netzwerkes oder auch der Organisation Via Campesina, die zum Thema Ernährungssouveränität arbeitet, orientieren.
Wie bist Du überhaupt auf die Transition-Bewegung aufmerksam geworden?
Ich suche seit ungefähr 10 Jahren nach Initiativen und Konzepten, um eine nachhaltige Zukunft zu gestalten. Da kann es gar nicht passieren, dass du früher oder später nicht auf die Idee der Transition Towns stößt. Irgendwann habe ich das Energiewendehandbuch von Rob Hopkins entdeckt. Dann habe ich vor einigen Jahren ein Nachhaltigkeits-Event besucht, das einige NGOs- veranstaltet haben, und da war Rob Hopkins live zugeschaltet. Das hat letztendlich den Ausschlag gegeben, mich noch intensiver mit Transition zu befassen und dies als eine der interessanten Bewegung zu identifizieren, die die Transformation mit vorantreibt.
In welchen Themenfeldern bist Du denn konkret aktiv?
Ich selbst engagiere mich nicht spezifisch in einer Transition Initiative. Mit dem Verein Get Active für eine nachhaltige Welt, kurz getactive, initiiere und koordiniere ich von unserem Büro in Wien aus Nachhaltigkeitsprojekte in Österreich und darüber hinaus. Ich bin unterwegs, um ein größeres Ganzes zu schaffen, damit die Transformation gelingt. Da gehört Transition natürlich dazu, aber eben auch andere Strömungen.
Und welche Projekte bearbeitet Ihr bei getactive?
Neben der Organisation des Transition Forums haben wir weitere getactive-Projekte: u.a. entwickeln wir gerade die Transform-Map www.transformap.co eine weltweite digitale Karte, in die sich jede Organisation und Initiative selbst eintragen kann, sichtbar wird und über Such- und Filterfunktionen auch gefunden werden kann. Hierbei sind wir wie gesagt noch in der Entwicklungsphase und haben über 200 lokale digitale Karten mit ähnlichen Ansätzen identifiziert; zurzeit werden erste Protoypen für unsere Lösung programmiert. Außerdem veranstalten wir u.a. Workshops zur Tiefen-Ökologie und pflegen eine internationale Lernpartnerschaft.
Vielen Dank für das Gespräch und viel Freude und Erfolg bei der Organisation!
Mehr zum Transition-Forum und Anmeldung:
Interview: Stephanie Ristig-Bresser.
- Blog von Stephanie Ristig-Bresser
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