Vom Nutzen der Elektronischen Kommunikation im Ländlichen Raum

Bild des/r Benutzers/in Franz Nahrada
"Warum wir uns vernetzen"  
 

Über die intelligente Nutzung des Internets in ländlichen Gemeinden

 

 

2 Tage entspannter Workshop 14.- 15. August 2014, Landhotel Yspertal

 

Initiiert von Franz Nahrada mit Unterstützung der Niederösterreichischen Dorferneuerung

 

Ort:
http://www.landhotelyspertal.at/

 

Längst ist es weithin bekannt, Gegenstand von Konferenzen und Forschungen, von politischen Auseinandersetzungen und Initiativen verschiedenster Art: Diejenigen, die das Internet am dringendsten benötigen, haben es zumeist am schwersten, Zugang dazu zu bekommen.

Schon um 2007 wurde in Brüssel die "Breitbandlücke" entdeckt, die gerade die ländlichen Regionen am härtesten betrifft; es war die Rede von "Marktversagen", von der Flucht der Telekommunikationskonzerne aus der gesellschaftlichen Verantwortung, von gescheiterten Hoffnungen in die Telekom - Liberalisierung.

Geschehen ist leider seither nicht viel, auch die Telekom hierzulande hat durch ganz anderes als durch die Hebung gesellschaftlicher Standards in der Versorgung von sich reden gemacht, lediglich ein weit verbreiteter Bewusstseinswandel durch die Wirtschaftskrise ist eingetreten, der die Hoffnungen in den Markt als Regulator und Gestalter der Gesellschaft insgesamt extrem gedämpft hat.

Heute sind auch Entscheidungsträger wieder offen für die Idee von Gemeingütern und öffentlichen Infrastrukturen, und soeben wurde eine "Breitbandmilliarde" für den Ausbau der ländlichen Infrastruktur beschlossen, doch befinden wir uns immer noch in einer Situation, in der ein ganz wichtiges Element fehlt: die Phantasie und die Vorstellungskraft hinsichtlich der Gestaltung und der Nutzung einer solchen Infrastruktur. Zu sehr sind ländliche Räume ausgedünnt worden und zu viele Menschen sehen noch immer das Heil in der Landflucht, als daß der tatsächlich vorhendene potentielle Reichtum, der aus den Netzen kommt, wirklich bewusst wäre und ohne weiteres zur Geltung käme. Daher wird die Priorität der Aufgabe der Stärkung des ländlichen Raumes viel zu niedrig angesetzt.

Es bedarf schon eines genaueren Hinsehens, um zu erkennen, daß an manchen Orten eine Trendwende begonnen hat und dass sich darin ein Lösungspotential für die meisten Probleme unserer Gesellschaft insgesamt verbirgt.

 

 
"Provinz war gestern - ländliche Räume erfinden sich neu"  

(Jahreskampagne 2015 der Caritas-Konferenzen Deutschlands (CKD))

 

Im Bewusstsein einer Minderheit hat diese Wende jedenfalls schon begonnen: Vor dem Hintergrund der sich mehr und mehr auftürmenden, weltweiten Herausforderungen (Klimawandel, Nahrungsmittelkrise, Biodiversität,, Hunger,) erscheinen vielerorts ländliche Räume und Gemeinden nicht mehr als defizitär, rückständig und hilfsbedürftig, sondern als das was sie z.T. bereits sind und für viele sein können: kreative, dezentrale Inkubatoren eines längst anstehenden Paradigmenwechsels, hin zu einem nachhaltigen, ganzheitlichen und sinnstiftenden Leben und Arbeiten.

Die noch vielerorts in ländlichen Räumen vorhandenen, aber zum Teil bereits bröckelnde Strukturen gelebter Dorfgemeinschaftsmodelle und Haltungen, die auf Kooperation, Gemeinschaft und bestmöglicher Ressourcennutzung basieren und ehemals aus dem Mangel heraus entstanden sind, gewinnen inzwischen auch für Städte Modellcharakter. Und die Frage, wo es sich besser lebt, wird von einer Mehrheit der Menschen, mit welchen romantischen Vorstellungen auch immer, nach den Befunden der empirischen Sozialforschung eindeutig mit "auf dem Land" beantwortet. (Das ist ein Langzeittrend, siehe  diesen Artikel )

Doch ist beim besten Willen dieser potentielle und einstweilen eher psychologische Imagegewinn nur dann einzulösen, wenn das schwerwiegendste Problem in diesem Zusammenhang gelöst wird: Jede einzelne der vielen, gleichzeitig zu bewältigenden Zukunftsaufgaben in unseren Dörfern, Gemeinden, Kleinstädten muss vor Ort nämlich (zumindest zur Zeit) von viel weniger Menschen bewältigt werden als in den Städten. Zugleich sind diese Aufgaben komplexer, feinkörniger, individueller als in den großen Städten. Und im Resultat muss für eine große Vielfalt von Bedürfnissen eine im Vergleich zu den Städten zumindest gleichwertige Lösung bereitstehen

Dafür brauchen die ländlichen Räume nicht nur vergleichsweise mehr Bildung pro Mensch; sie brauchen auch mehr Vernetzung. Damit ist nicht nur das gemeint, was lange Zeit in ländlichen Räumen existierte, doch oft auch noch nicht heutigen Bedürfnissen angepasst ist: die Vernetzung der Menschen untereinander, die Vernetzung benachbarter Orte, die Vernetzung in der Region.

Nein, tatsächlich wird sich dieser Vergleich mit den Städten nur durchhalten und entscheiden lassen, wenn die "globale" Ressource Information und Kommunikation offensiv und gezielt in Anspruch genommen wird - eben genau über jene neuen elektronischen Netzwerke und Infrastrukturen, von denen vorhin die Rede war und deren schiere Entstehung noch immer ein Problem für sich darstellt.

 

 
Das global vernetzte Dorf ist das Gegenteil vom "globalisierten" Dorf

 

 

In Zeiten globaler Vernetzung und unendlich vieler Angebote des zeitgleichen Informationsaustausches kommt es darauf an, jene Informationen, Dienstleistungen, Projekte, Kooperationen, Veranstaltungen, Inhalte, Ideen, Konversationen ins Dorf zu holen, die dem Aufbau lokaler Handlungsfähigkeit dienen. Information kann schwächen, entmutigen, verwirren, sie kann aber auch stärken, orientieren, motivieren. Die Aufgabe des Auswählens, Inszenierens und Umsetzens kann niemand anders übernehmen als die Menschen vor Ort selbst. Wenn sie richtig miteinander vernetzt sind, dann werden sie sich auch richtig mit der Welt vernetzen, um zu lernen, zu verstehen, zu üben, wie ihre eigenen lokalen Möglichkeiten auf allen Gebieten zu voller Entfaltung gebracht werden können.

 

Langfristig entsteht mit den moderneren Kommunikationstechnologien also ein noch bedeutsameres Werkzeug zur Förderung lokalen Entwicklung als es mit dem Automobil der Fall ist, ohne das der ländliche Raum heutzutage freilich auch nicht mehr funktionieren könnte. Warum also "noch bedeutsamer"? In der Vision vom Globalen Dorf - oder besser von den Globalen Dörfern - und in der daraus folgenden bewussten und gezielten Entwicklungsarbeit entsteht "mitten im Ort" eine Sphäre, in der wir unmittelbar an Wissen, Kultur, Können, Intelligenz, Schönheit der ganzen Welt teilhaben können; Nicht als individuelle Flucht in beliebige Kanäle des Heimkinos, sondern als bewusste Erweiterung und Ergänzung unseres lokalen Gemeinschaftsraumes, der unser Thema, unsere Fähigkeiten, unser Raum- und Kulturerlebnis multipliziert, verdichte und vertieft.

 

Wir brauchen also nicht nur Breitbandleitungen - diese können wie gesagt auch geistige Energie absaugen und die Schlafdorf Tendenz verstärken - wir brauchen auch neue starke Zentren in unseren Dörfern, die zugleich Kino, Kaffeehaus, Bühne, Universität, Werkstatt, Beratungszentrum, und noch dutzende Dinge mehr sind - multifunktionell und niedrigschwellig wie es jetzt schon ansatzweise die OTELOS sind, die offenen Technologielabore, die sich ausgehend von Oberösterreich spektakulär ausbreiten. Sie erlauben Menschen ihre Kreativität vor Ort zu entfalten und stärken das Bidlungssystem, den Zusammenhalt, die Wahrnehmung von Potentialen usw.

 

Zugleich birgt allerdings gerade die moderne Breitbandtechnologie die Möglichkeit, auch das dezentrale, weit entfernte Gehöft in eine viel dichtere Zusammenarbeit und Kommunikation vor Ort zu bringen, die einzelnen Haushalte stärker miteinander zu vernetzen und nicht nur vorhandene Probleme in viel kürzerer Zeit zu lösen, sondern sich auch neue Herausforderungen vornehmen zu können. Ein wichtiger Punkt ist hier z.B. das latente Problem der Alterseinsamkeit.

 

Auf unserem Workshop wollen wir diese Potentiale erkunden, und auch ergründen, wie sie ohne Überforderung und Überlastung der Menschen vor Ort umgesetzt werden können. Dabei sollten zumindest die folgenden Bereiche zur Sprache kommen ; es geht nicht um enzyklopädische Vollständigkeit, es geht um inspirierende Beispiele und neue Entwicklungen. Das folgende sind mögliche Themen, die aber auch nicht alle "abgearbeitet" werden müssen, sondern Inspiration geben sollen für Beiträge "dort wo die Energiehinwill" . Wir sollten jedenfalls auch andocken an den " SmartCountry " Prozess der von Juni bis Oktober hauptsächlich in Deutschland läuft und ebenfalls die Suche nach richtungweisenden Ansätzen und Beispielen zum Thema hat.

 

 

 

   

 

 

 

 
Die möglichen Themenfelder:  

 

  • Bildung (auch höhere Bildung !) und Kultur
  • Pflege und Gesundheit , 50+, GreenCare ,....
  • Soziale Kohäsion und Gemeinschaftsbildung, Sharing Economy, Bürgermedien
  • "Außenbeziehungen" Tourismus , virtuelle raumbezogene Communities,
  • Politik und Verwaltung
  • Landschaft, Landwirtschaft und Selbstversorgung
  • Umwelt und Energie
  • Wirtschaft und neue Produktionsformen, Handwerk , Coworking, Maker Movement
  • Logistik und Mobilität

 

 
Übergreifende Aspekte:  

 

  • Stop der Landflucht und Remigration in ländliche Räume
  • Neue Kooperationsformen, Open Source, und wie geht die Wirtschaft damit um
  • Stadt - Land Brücken (Dienstleistungsnetzwerke etc.)
  • Vernetzung in Kleinregionen
  • Kommunikation der Generationen
  • Medienkompetenz
  • High Tech und Low Tech (Zusammenspiel, "frugal innovation")

 


Interessensanmeldung zunächst via Facebook oder durch eine mail an f.nahrada (AT) reflex.at