Essen 2030 Eine Stadt stellt sich der Zukunft und die Menschen machen mit!
Hier ein interessanter Diskussionsbeitrag.
(Gefunden auf Facebook/ Echte Demokratie Jetzt! Occupy Essen )
Beim Besuch auf dem Messestand zu Essen 2030 beim Essener Ideenpark erläutert mir in einem netten Gespräch der Projektleiter Herr Berndmeyer das Konzept Mit einigen bunten Themenflyern in der Tasche gehe ich nach Hause und beschließe, mich genauer zu informieren. Engagement für Wandel und Mitbestimmung ist wichtig, denke ich und diese Initiative meiner Heimatstadt gibt womöglich einen Impuls in diese Richtung.
Es lohnt sich ein Blick auf die Webseiten der Stadt Essen, dass Lesen der bisherigen Pressemeldungen zu ersten Projektphasen und Fragen wie: Wer sind die Akteure? Was sind die Ziele? Wie ist der Ablauf? Wer finanziert das Projekt? Wie werden die Themen behandelt?
Ich stelle fest:
Die Ziele sind bereits definiert, die Gremien sind mit Funktionträgern aus Politik, Kultur, Wissenschaft, Unternehmen usw. weitgehend besetzt, der Projektplan steht, die Themenschwerpunkte sind ausgewählt, Sponsoren finanzieren die Planung, kompetente Partner aus Marketing und Consulting steuern den Prozess: Jetzt fehlt nur noch eines: die Bürgerbeteiligung
Diese ist nicht etwa die Teilnahme und Mitbestimmung von möglichst vielen Bürgern in alle Phasen des Projektes. von der Zielsetzung, der Themenfindung hin zur Umsetzung. Sie ist vielmehr ein ausgelagertes Segment, das Sahnehäubchen auf einer im Prinzip fertigen Kampagne. Ein Teilbereich der Strategie, der gerade groß genug ist, um kreative Potenziale ausgewählter Protagnisten zu nutzen und eng genug gesteckt ,um feste Handlungsabläufe, Machtstrukturen und Zielvorgaben nicht zu stören.
Welchen Interessen ist gedient, wenn ausgerechnet Roland Berger Strategy Consultants mit der Projektsteuerung beauftragt wird und das ganze Projekt durch die Interessengemeinschaft der Essener Wirtschaft (IEW) finanziert wird?
Die Ziele der Strategie finden sich auf der Essener Webseite: Zukunftsfähigkeit und Wettbewerbsfähigkeit, bedingt durch Lebensqualität und Toleranz, Image und Attraktivität als Unternehmensstandort. Die messbaren gewünschten Ergebnisse werden formuliert: von Einwohnerwachstum, Bruttowertschöpfung, Steuereinnahmen, Arbeitsplätzen ist die Rede.
Wettbewerb, Konkurrenzkampf, Wachstum und Erfolg dominieren das Konzept neben Toleranz, Respekt und Miteinander.
Ich vermisse Menschlichkeit, soziale Gerechtigkeit, Gleichberechtigung, Freiheit, Mitbestimmung, Verantwortung, Solidarität, Gemeinwohl, aber die Auswahl der Begriffe wurde ja im Vorfeld getroffen, da hab ich leider Pech.
Ich betrachte die konkrete Umsetzung der Bürgerbeteiligung und lese, dass 16 ausgewählte junge Leute in einem Workshop Utopien zu ihrer Stadt entwerfen durften, dass am 22.9 ein Bürgercafé eröffnet sowie dass Bürgerbusse eingesetzt werden sollen. Orte, Termine und genauere Bedingungen für die Beteiligung sind noch offen. Es beschleicht mich ein ungutes Gefühl Ich fühle mich mit den Fragestellungen, im Multiple Choice- Prinzip bevormundet und der unterstellte Wertekanon missfällt mir.
ich stolpere über einen Schlüsselsatz der Kampagne : Die Stärken stärken, die Schwächen schwächen!? Liegt es nicht gefährlich nah, zwei der Umlaute durch Vokale zu ersetzen, bei solchen Werten und Zielen?
Demokratie beschäftigt sich mit der Frage: Wie wollen wir leben?
Möchte ich die Antwort von Marketingstrategen und Wirtschaftsverbänden erarbeiten lassen und mich in einem zugewiesenen Rahmen unter festgelegten Voraussetzungen entscheiden?
Werden sich die Bürger meiner Stadt emanzipieren, sich über soziale Netzwerke selbständig austauschen, vernetzen und organisieren um sich dann gemeinsam und vielfältig für eine Zukunftsgestaltung zu engagieren, deren Ziele sie selbst verhandelt haben?
Ich wünsche mir, dass wir Essener mündig genug sind, uns unabhängig von solchen Marketingkampagnen zu beteiligen, kritisch sind, wir uns eigene Freiräume schaffen für echte Demokratie., für Werte, für die Möglichkeit eine Stadtentwicklung alternativ zu denken, vielleicht ohne Profitzwänge, Konkurrenz- und Wachstumsprinzipien.
Anabel Jujol, aus Essen, aktiv in der Occupy-Bewegung
Links und Infos:
http://www.essen.de/de/Rathaus/Aemter/Ordner_0116/essen2030/beteiligung_2030.html
http://www.essen.de/de/Rathaus/Aemter/Ordner_0116/essen2030/essen2030_start.jsp
Presse:
http://www.derwesten.de/nrz/staedte/essen/nichts-fuer-rosinenpicker-id6878813.html
http://www.essen2030.de/preopening
Die beauftragte Agentur: http://www.zebralog.de/gutachten_wien
Der Berater:
Roland Berger: "Roland Berger ist bei der vom Arbeitgeberverband Gesamtmetall finanzierten Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft engagiert, die sich für wirtschaftsliberale Reformen stark macht. Des Weiteren ist Roland Berger im Aufsichtsrat des Wittelsbacher Ausgleichsfonds tätig. Berger hat bei der Blackstone Group im International Advisory Board die Funktion eines Chairman Germany . Blackstone wurde im Jahr 2006 vom SPD-Bundesvorsitzenden Franz Müntefering zu den sogenannten Heuschrecken gezählt. Zudem ist Berger Honorargeneralkonsul der Republik Finnland in den Bundesländern Bayern und Thüringen. Er ist Mitglied des Rotary Clubs München-Harlaching. Im Mai 2008 wurde Roland Berger in den Aufsichtsrat der Fresenius SE & Co. KGaA gewählt. Seit 1995 gehört Roland Berger dem Stiftungsrat der Stiftung für Verhalten und Umwelt an, welche im Sinne der Tabakindustrie Einfluss auf deutsche Ärzte, Wissenschaftler und die Medien nehmen soll.
Im Juni 2010 gab Berger den Aufsichtsratsvorsitz von Roland Berger Strategy Consultants auf und wurde Ehrenvorsitzender. Als Nachfolger rückte im August 2010 der bisherige Vorstandsvorsitzende Burkhard Schwenker nach, der damalige Finanzvorstand Martin Wittig übernahm den Vorstandsvorsitz.[16]
Er ist außerdem Jurymitglied bei Top 100, der Auszeichnung für die innovativsten Unternehmen im deutschen Mittelstand. Mit Expertenwissen aus der Praxis entscheidet er mit, welches Unternehmen Innovator des Jahres wird." (wikipedia)
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