Peak Oil und Klimawandel

Bild des/r Benutzers/in Kolja Mendler

Bis jetzt hieß es immer, Transition-Town-Initiativen suchten Antworten auf die Herausforderungen durch Peak Oil und den Klimawandel. Deshalb sei es eine der ersten Aufgaben, die Menschen über diese Probleme zu informieren.

In den letzten Wochen habe ich zahlreiche Gespräche geführt, die daran Zweifel aufkommen lassen. In meinem direkten Umfeld gibt es Personen, für die Peak Oil und Klimawandel keine relevanten Themen sind, obwohl sie sich für Transition-Town engagieren. Bei einem Treffen mit den Kollegen von Transition-Town Roermond (Niederlande) wurde klar gesagt, dass Peak Oil und Klimawandel immer wieder heftige Ablehnung auslösten und nicht geeignet seien, um neue Leute für unsere Bewegung zu gewinnen. Dem entspricht auch das neue Buch von  George Marshall, in dem argumentiert wird, dass viele Menschen die Gefahren des Klimawandels psychisch nicht verarbeiten könnten und deshalb mit aggressiver Ablehnung darauf reagieren müssten:  http://www.climatenewsnetwork.net/why-warnings-on-climate-spark-aggressive-denials/

Und auch Rob Hopkins' nicht sehr positive Rezension von Naomi Kleins Buch "This Changes Everything" (mit der Tendenz, dass eine so ausführliche Darstellung des Klimawandels zu frustrierend sei), deutet in diese Richtung:  http://www.transitionnetwork.org/blogs/rob-hopkins/2014-11/naomi-kleins-changes-everything-review

Bedeutet diese eine Neuausrichtung des Transition-Town-Bewegung? Wenn wir Peak Oil und Klimawandel nicht mehr in den Vordergrund stellen, welche Themen dann? Geht die Entwicklung hin zu einer Verschmelzung mit der Postwachstums- und der Commons-Bewegung?

Kommentare

Bild des/r Benutzers/in Berni

Wenn du das Ziel nicht kennst, ist kein Weg der richtige...

Ich fürchte halt etwas, wenn die beiden Themen Klimawandel und Peak Oil aus dem Fokus wandern, dass dann irgendwann blinder Aktionismus entsteht, bei dem keiner mehr weiß, warum eigentlich. Und dann kann es schnell dazu führen, dass man Dinge macht, die kontraproduktiv sind.

Ich habe bislang zwei Einführungs-Vorträge gehalten, die sich sehr an dem Aufbau vom Energie-Wende-Handbuch von Rob Hopkin orientiert haben. Meine Erfahrung damit war, dass die Leute - wenn man ihnen erst mal Aktions-Ideen vermittelt und auch dazu sagt, dass wir (als kleine Gruppe) nicht mehr als das tun müssen um gemeinsam mit den tausenden von anderen Gruppen was zu erreichen - dass die Leute dann selber anfangen Ideen zu generieren und begeistert mitdiskutieren, was man machen könnte. Keine Spur mehr von aggressiver Ablehnung.

Bild des/r Benutzers/in Gesa Maschkowski

Hi Kolja

wir haben uns mal die Gründe und Ziele der Transition-Town Bewegung quer durch alle  Transition-Veröffentlichungen angeguckt. Dabei kommt zum einen heraus, dass in den letzten Jahren vermehrt auch die Grenzen des Wachstums thematisiert werden. Und das wiederum muss nicht übereinstimmen mit den Gründen, warum Menschen sich engagieren, denn die Gründe können auch ganz vielflältig sein siehe auch hier http://www.transitionnetwork.org/why-do-transition

Ich denke es ist kein Widerspruch, wenn manche Menschen sich in Transition Initiativen engagieren, ohne sich für Peak Oil zu interessieren, es gibt einfach verschiedene Zugangswege.  Das eine ist die  "historische" Entwicklung der Transition Town-Bewegung die ausgelöst wurde durch Erkenntnisse zu Peak Oil und Klimawandel (und das sind nur 2 Symptome eines ziemlich "ungesunden" Gesellschaftssystems, es gibt noch viel mehr) und das andere sind die Ziele der Bewegung nämlich der Versuch eine positive Vision und Projekte für eine resiliente, klimafreundliche, glücklichere und zufriedenere Gesellschaft zu starten.

Falls dich das interessiert, hier ist auch der link auf unseren Artikel http://www.transition-initiativen.de/group/transition-forschung/for...

LG

Gesa

Bild des/r Benutzers/in Jenny Rosar

Hallo in die Runde,

 

ich bin ganz neu hier und interessiere mich seit einiger Zeit für das schwerwiegende Thema "Peak Oil" und habe mit meinem (sicherlich nicht ganz so ungeheurem geistigen Fassungsvermögen - bin keine Akademikerin) einigermaßen begreifen können, was dies für die gesamte Menschheit bedeutet.

Jetzt könnte ich hier seitenweise schreiben ....

..... sicherlich lehnen Menschen Themen ab (bzw. befassen sich nicht mehr damit), wenn bewusst wird, dass man dadurch viele Türen aufstößt, die Dinge sichtbar machen, die wir eigentlich gar nicht sehen wollen, die keiner sehen will.

Seit Jahren mache ich mir ganz kleine Grübelgedanken. Mein Mann schüttelte zuerst meistens den Kopf, wenn ich sagte, "wir müssen dringend Regenwasser sammeln" wegen unserem Garten, wer weiß wie heißer die Sommer werden und 2003 zeigte dann ja erste Extreme, danach ein Jahr mit 30° im April u.s.w. , "wir sollten die Toilette mit Regenwasser spülen, diese Trinkwasserverschwendung über das Klo finde ich schrecklich...",  "eine thermische Solaranlage muss her, warum soll die Sonne uns nicht bei der Wassererwärmung helfen, wir können doch Gas sparen..." usw. usf. Jedes Mal waren wir begeistert und froh, wenn es umgesetzt war.

Komisch ... weit und breit waren wir die einzigen Verrückten, die Ökos ... Inzwischen befürchte ich, dass meine inneren Intuitionen gar nicht so abwägig waren. Das hat mich bewogen, mal zu schauen, was denn überhaupt passiert. Außer dem urbanen Gärtnern in der Stadt, in der ich jetzt lebe, habe ich noch nichts ausfindig gemacht (aber was kann man auch inmitten von Beton und Asphalt viel machen).

Das Problem wurde mir auch erst jetzt, wo ich in der Stadt lebe und nicht mehr auf dem Land, so richtig klar. Städter haben Vorteile, aber wenn die Mobilitäts-Ressourcen zu Ende gehen, auch sehr große Nachteile allein schon was die Nahrung betrifft.

Wer recherchiert wird meistens fündig und so bin ich auch auf dieses Netzwerk gestoßen. Was sehe ich???? Viel, viel und nochmals viel Theorie, nette Ausführungen, lange Schriftstücke was Transition Town bedeutet, was die Beweggründe sind etc.

Fragen: Gibt es denn auch (außer urbanem Gärtnern) irgendwas Handfestes??? Wo sind die richtig praktischen Aktivisten??? Gibt es solche überhaupt schon??? Und wo finde ich diese, wenn nicht hier??? Dabei ist mir aufgefallen, je mehr ich suche, desto mehr Internetseiten gibt es. Es wäre vielleicht hilfreich, wenn es eine große Plattform für Deutschland, gerne auch pro Bundesland, gäbe, die alle Aktivitäten, Ideen etc. sammelt. Oder gibt es das sogar bereits???

Vielen Dank für hilfreiche Hinweise!!! (Ich wohne in Nürnberg.)

Bild des/r Benutzers/in transition-initiativen-webteam

Hallo Jenny,

dies ist eine Vernetzungs- und Unterstützungsplattform für die lokalen Transition-Initiativen.

Die meisten konkreten Aktivitäten findest Du bei den lokalen Gruppen:

http://www.transition-initiativen.de/page/aktuelle-transition-inis

Übergreifende Themen werden teilweise auch hier in den Themengruppen behandelt:

http://www.transition-initiativen.de/groups/group/listByLocation?location=%23transition_themengebiete

Was lokal los ist, kann man teilweise auch bei den Terminen sehen

(sofern sie hier auf der Plattform von den Initiativen eingetragen werden).

Viele Grüße,

das transition-initiativen.de - WebTeam

Bild des/r Benutzers/in Thobias

Hi, ich interessiere mich auch für das schwerwiegende Thema "Peak Oil" und möchte mich für Links bedanken. 

Bild des/r Benutzers/in Jenny Rosar

Vielen Dank für die Information! Allerdings - so wie ich nun gesehen haben - ist bei uns leider noch sehr wenig los... aber das kann ja noch =).

Danke auch an Jonas für die sehr umfangreichen Grafiken etc., ich habe jedoch noch nie den Klimawandel angezweifelt. Wenn man die Natur beobachtet und selbst viel draußen ist und selbst Gemüse anbaut, kann man leicht feststellen, dass sich unser Klima am verändern ist. Und das ist leider nur eines der zukunftsbestimmenden Themen.

Bild des/r Benutzers/in Maria_3

Hallo,

ich denke die Ursache dafür ist auch stark unserer Psyche geschuldet. Klimawandel und Peak-Oil sind beides nur abstrakt zu fassende Probleme. Wissenschaftliche Daten müssen verstanden und interpretiert werden, Entwicklungsszenarien müssen sich vorgestellt werden. Ne anspruchsvolle Sache.

Es gibt halt keine einfachen Erklärungsmodelle und aufrüttelnde Bilder wie Öl-verschmierte Wasservögel oder gerodete Regenwälder.

Der eigene Anteil am Problem (oder der Lösung) ist nur schwer zu bestimmen und die Selbstwirksamkeit beim Öl-Sparen ist nicht zu sehen (vielleicht ökonomisch). Dazu gibt es von Vielen auch nur Ablehnung, wenn man ihnen ihr Auto oder ihr Reisverhalten kritisiert. Das macht es schwer Leute für diese Probleme zu sensibilisieren und zum Handeln zu motivieren. Ich denke aber es wird einfacher werden wenn in Zukunft die Folgen immer klarer zu sehen sind. Wichtig ist es die Leute am Ball zu halten, die sich schon für Umweltschutz stark machen. Auch wenn sie Peak-Öl oder Klimawandel noch nicht als Top-Priorität auf dem Schirm haben.

Also uns auch mal gegenseitig auf die Schulter klopfen. Umweltschutz ist auch ein Lernfeld und es gilt die zu unterstützen, die lernen wollen. Und wer noch nicht sensibilisiert ist, für die es leichter z.B. über emotionale Zugänge als kognitiv. Was z.B. die Tierschutzbewegung in Sachen Tierversuche oder Pelztierzucht geleistet hat. Meines Erachtens ist es ja heute schon Mainstream, dass so etwas abgelehnt wird. Also, falls jemensch Ideen hat wie ein emotionaler Zugang zu Klimawandel und Peak-Öl hergestellt werden kann, dann her damit!

LG Maria

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