Transition auf deutsch

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1. Was braucht es, um die Transition-Idee an die Verhältnisse einer deutschen (Groß)stadt anzupassen?2. Wie können wir auch Menschen gewinnen, in deren Alltag Klimaschutz und Nachhaltigkeit bisher nur eine geringe Rolle spielen?3. Welche Erfahrung macht ihr mit dem Begriff Transition in Deutschland? Was sind mögliche Namen für Transition-Inis, die eingängiger, beim ersten Hören oder Sehen verständlich sind und den Unterschied zur "blossen" Energiewende deutlich machen?

Kommentare

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Hallo Rahel,frohes Neues Jahr nach Berlin!So viele Fragen...:)Sind in der Tat nicht so einfach zu beantworten; habe gerade länger mit einem Journalisten gesprochen welcher ebenfalls möglichst "griffige" Beispiele dafür haben wollte was genau an Transition in Deutschland so besonders und so anders und so konkret ist; z.B. auch im Vergleich mit Agenda 21.Habe dann stark z.B. auf die psychologischen Aspekte des Wandels - einzeln wie für die Gruppenarbeit etc. -hingewiesen welche in dieser Form meines Wissens nach bisher noch in keiner Initiative von Anfang an eine so "prominente" Rolle gespielt haben.Einig waren wir uns dass in der Tat möglichst viele konkrete Projekte möglichst vielen Menschen helfen würden das Potential in der Transition-Bewegung zu erkennen und sich einzubringen; da hoffen wir z.B. hier in Bielefeld stark auf die erste Hälfte 2010 und das wir da viel Konkretes (er)schaffen können.Dies erst mal nur meine 2 Cent; hoffe auf viele weitere Beiträge dazu!Gerne würde mich auch deine aktuelle Meinung und Erfahrungen zu den von dir aufgeworfenen Fragen interessieren.LGGerd
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Ja, das stimmt, ich habe viiiiiele Fragen, aber auch schon ein paar Antworten: zu 1. Bei der Beantwortung dieser Frage bin ich noch nicht sehr weit gekommen. Ich denke, dass die Großstadt (Berlin) mit ihren unendlich vielen Angeboten für das bisschen Freizeit, das die meisten noch zu haben glauben, eine echte Herausforderung ist für Bewegungen wie Transition, die nach meiner Vorstellung davon lebt, Menschen nicht nur politisch, sondern auch emotional und auf längere Sicht sogar wirtschaftlich zu verbinden. Für die Entwicklung einer neuen TransitionAlltagsKultur, was meiner Meinung nach das Ziel sein muss, braucht es eine kontinuierliche Teilnahme möglichst vieler Menschen, und ich erlebe, dass das sich als ein ziemlich langfristiger Prozess erweisen wird. Zu dem kulturellen und zwischenmenschlichen, Unterschied zwischen England und Deutschland - wahrscheinlich nicht zuletzt bedingt durch unterschiedliche Schulsysteme? - den ich ziemlich stark vermute, aber nicht kenne, würde ich gern mehr erfahren und gemeinsam mit anderen überlegen, inwiefern das einen Unterschied macht für die Ansprache der Menschen.Vielleicht überbewerte ich diese Frage der unterschiedlichen Voraussetzungen auch zu sehr?Ist es nicht so, dass die Knappheit fossiler Rohstoffe im Alltag Großbritanniens schon deutlicher zu spüren ist als bei uns? Wie gehen wir damit um, dass bei vielen das Bewusstsein für die Endlichkeit fossiler Rohstoffe quasi nicht vorhanden ist und auch kein Handlungsbedarf gesehen wird? Welche Erfahrungen mach ihr da? zu 2. Ja, möglichst praktische und interessante Angebote zu entwickeln, sollte auch Menschen, die sich für das Thema selbst nicht so interessieren, mit diesen Dingen in Berührung bringen können und ihnen eine alternative Lebensweise und -qualität erfahrbar machen. Ein wichtiger Ansatz erscheint uns der der Versuch, Projekte ins Leben zu rufen, die andere ökonomische Konzepte unterstützen und erlebbar machen und Rohstoffkreisläufe installieren: bei uns sind angedacht: Sperrmülltauschmärkte, Selbsternten (auf öffentlichen Flächen und in Schrebergärten) und Konservieren (auch um besser regional über den Winter zu kommen), Urbane Gemeinschaftsgärten (als Umweltbildungsstätte und zur teilweisen Selbstversorgung), Ökostromparties, Transition-Kiezküche, Bambusfahrräder selber bauen...Bleibt die ewig gleiche Frage: wie möglichst viele praxis- und alltagsnahe Projekte auf die Beine stellen, wenn es noch nicht genügend Menschen gibt, die diese mit vorbereiten wollen? Hilft da nur Geduld?Für mich ist der zentrale Punkt der Transition Bewegung und Unterschied zu vielen anderen Umweltorganisationen die Gemeinschaftlichkeit. Ich glaub daran, dass diese am ehesten in nachbarschaftlichen Zusammenhängen nachhaltig entstehen kann, wo man sich auch mal auf der Straße trifft und über das weiter sprechen kann, was man gemeinsam angedacht hat. Wo neue Gedanken bei Spielplatz- und Kneipengesprächen langfristig weitergegeben werden, wo man über sichtbar werdende neue Transition-Projekte beginn auch außerhalb des Transition-Grüppchens zu sprechen (apropos: wieviele regelmäßig Aktive seid ihr eigentlich in bielefeld?, Wieviele Menschen erhalten euren Newletter die in bielefeld wohnen?). Wo man nicht zu Projektorten und Treffpunkten nicht durch die halbe Stadt reisen muss, sondern diese im üblichen Lebensumfeld liegen. Ich denke, dass die Motivation da viel höher ist, sich an etwas längerfristig zu beteiligen. Vor allem für "sesshaftere" Menschen wie z. B. ältere oder die mit Familie ist das wohl nicht unerheblich, die Dinge, die da entstehen in einen Alltag integrieren zu können. So werden Treffpunkte auch zu nachbarschaftlichen Treffpunkten und strahlen aus auf die Umgebung. zu 3. Wir machen immer wieder die Erfahrung, das der Name Transition Town mindestens einmal wiederholt werden muss, dass das Interesse und die Vorstellungskraft nicht gerade angeregt werden durch die Vorstellung mit diesem Namen, dass er eher zu sperrig ist. Wir von der Untergruppe In transition SO36 (noch schlimmer: Guten Tag, mein Name ist ..... von Transition Town Friedrichshain-Kreuzberg, In transition SO36... :-D, geht GAR nicht!) denken darüber nach, unserer Ungergruppe einen deutschen Namen zu verpassen - dann hätten wir beides: die Verbindung zur weltweiten Bewegung über den Namen der Bezirksgruppe und die bessere Handhabbarkeit und klarere Botschaft auf Quartiersebene.So, das soll erst mal reichen.Lieber Gerd, was den Energiewendekiezplan betrifft: ich habe nicht vergessen, dass du gern Informationen darüber wolltest. Schaffe es aber nicht, diese extra für dich zusammenzufassen. In nicht allzu ferner Zukunft wird es diesen auch auf unserer Website ( http://www.ttfk-berlin.de/so36 ) geben, Teile des Instrumentariums (Forum) sind bereits am Entstehen. Dann kannst du dich dort informieren.Viel Erfolg bei eurer Arbeit! Und ich freu mich auf weiteren Austausch!Ach, noch was: gibt es Möglichkeiten auf Ermäßigung des Transition-Trainings? Könnte man irgendwo privat unterkommen, dass die Unterkunft nicht so viel kostet?
Bild des/r Benutzers/in Thomas Oberländer

Gute Fragen!Zur 1. Frage: An der Frage knabbern wir, glaube ich, alle. Ist auch nicht so einfach zu beantworten, weil sie zu vielen Teilfragen führt, und Deine 2. und 3. Frage sind, glaube ich, solche Teilfragen.Zur 2. Frage: Bei Graham Bell habe ich sinngemäß gelesen (hab die Stelle gerade nicht gefunden) "Stecke nicht zu viel Zeit in die Aufgabe, Leute zu überzeugen, die nicht schon so ähnlich denken wie Du. Suche Dir lieber Freunde und mache mit denen was sinnvolles zusammen und hoffe, daß das auf die anderen überzeugend wirkt". Das war mir erstmal sehr symphatisch, weil ich persönlich sowieso am "Überzeugungsarbeit-Burnout" leide.Allerdings mache ich gerade die Erfahrung, daß die "Finanzkrise" bei den "Normalos" viel Angst um die Zukunft und Mißtrauen in die großen Apparate ausgelöst hat. Es ist so eine Mischung aus "Das kann alles ja gar nicht gutgehen" und "Daran will ich lieber nicht denken". Wenn wir es schaffen, solchen Leuten klarzumachen, daß ihre derzeitige Angststarre nicht nötig ist und sie die Möglichkeit haben, ihre Situation sicherer zu machen, könnten wir vielleicht wichtige Freunde gewinnen.Sonst fällt mir bei der Anpassung an unsere Verhältnisse noch ein: Das Thema "Klimawandel" wird in den Medien immer ausgiebig beleuchtet, allerdings immer problemorientiert, nicht lösungsorientiert. Da sitzt der arme Eisbär auf der immer kleiner werdenden Scholle und wenns um "Was kann ich tun?" geht, erschöpft sich das in der Regel bei den Energiesparlampen. Da haben wir den Leuten, die schon problembewusst sind, einiges mehr zu bieten.Bei der Frage "Was bedeutet Peak Oil für uns?" wirds in den Medien dagegen dünne und die meisten Leute haben gar keine Ahnung, daß wir gerade einen dramatischen Wandel in unserer Energieversorgung durchleben. Das kann man sich z.B. aus den Tabellen des Bundeswirtschaftsministeriums erschliessen( http://www.bmwi.de/BMWi/Navigation/Energie/energiestatistiken,did=176652.html ),aber wer schaut sich die schon an? Ich glaube, hier sollten wir soviele Leute wie möglich informieren:Das Nordseeöl wird immer weniger, speziell England wird Netto-Energieimporteur werden und sein Öl selber brauchen, Gas aus Holland wird immer weniger, unsere eigene Produktion wird immer weniger (seit 1990 um 1/3 gesunken, trotz aller erneuerbaren Energien), wir werden immer abhängiger vom Gas als Energieträger und der Energieversorgung aus Rußland.Beim Thema "Peak Oil" also die Betrachtung der Weltölförderung durch unseren regionalen Aspekt zu ergänzen, könnte sich auch lohnen. Vielleicht bringt das den einen oder anderen zum Nachdenken.Zur 3. Frage: Ich habe auch die Erfahrung gemacht, daß der Begriff "Transition" zunächst erklärungsbedürftig ist. Deshalb gibts wohl auch Versuche, das mit "Energiewende" zu übersetzen. Den Begriff finde ich aber etwas zu verkürzt, weil es nicht nur um Energie geht. Im Wörterbuch habe ich "Übergang, Überleitung, Wechsel" gefunden. Wörtlich wäre es also wohl am ehesten eine "Stadt-im-Übergang-Initiative". Das kommt mir jetzt aber im Vergleich zur "Energiewende" wieder etwas sperrig vor. Hoffentlich findet sich bei uns bald ein Sprachgenie, der die wirklich treffende Übersetzung herausfindet.Bei der Verwendung/Übersetzung von Begriffen fällt mir noch die "Resilienz" ein. Im Wörterbuch finde ich "Ausfallsicherheit, Widerstandsfähigkeit, Belastbarkeit". Persönlich würde ich noch "Krisenfestigkeit" hinzufügen. Den Begriff "Resilienz" habe ich persönlich bei TT das erste Mal gehört und weiß gar nicht, warum da ein Fremdwort genommen wird. Kommt mir ein bißchen vor wie die "Cerealien" (statt Getreide) in der Werbung:-)Viel Erfolg wünscht "aussem Pott aufn Kiez"Thomas
Bild des/r Benutzers/in Hannes

zu 3. Ich hab mich anregen lassen bei Energiewende nicht nur an Erdöl und dergleichen zudenken sondern auch an die inneren Energien der Menschen die ja wenn sie in eine TT-Initiative geraten auch ordentlich in Wandel geraten können.Allerdings wird das nicht jedem beim lesen von Energiewende-Initiative durch den Kopf schießen und wir sind wieder am Anfang der Frage...Ich find ich die Idee von Bielefeld und Witzenhausen ganz OK es Transition Town (ich finde den Begriff kann man einfach nicht übersetzen) einerseits und Stadt im Wandel andererseits zu nennen und den Begriff TT immer am Anfang kurz zu erläuternhab aber noch keine Erfahrung mit gemachtLGHannes
Bild des/r Benutzers/in Freimut Hennies

Mir geht es auch so, da ich auch auf der Suche nach einem passenden Namen für das suche, was wir machen (wollen). Die Menschen aus Heckenbeck versuchen es gerade mit Energie- und Kulturwende-Dorf. Aber so richtig spricht mich das auch nicht an.Vielleicht wollen wir aber auch einfach zuviel Programm, zuviel Inhalt in den Namen legen und schränken das, was dann passieren kann auch zu stark ein. Wenn ich mir die englischen Begriff Transition Town oder Transition Movement oder Transition Culture anschaue, dann enthalten diese Begriffe nichts Inhaltliches ausser der Veränderung, dem Wandel. Kein Wort davon, in welche Richtung der Übergang erfolgen soll. Nur durch das, was unter diesem Label passiert, bekommt es seine Bedeutung, sein Gewicht. Und es können sich sehr viele Menschen und Initiativen darin wiederfinden - ohne das es zum Beliebigen verkommt.Aus diesem Grunde finde ich den Begriff Stadt/Dorf/Region im Wandel bisher am besten und werde ihn zumindest als Untertitel verwenden.