Transition auf Landkreis- Regions- oder Landesbene

Bild des/r Benutzers/in Ludwig Schuster
Hallo Herr Wessling,

Sie schreiben unter dem Punkt "Kriterien um eine "offizielle" Transition Town zu werden" unter anderem:

"Die Erkenntnis, dass zwar wahrscheinlich der gesamte Landkreis oder das gesamte Bundesland die Energiewende nötig hat, aber jeder in seiner eigenen Gemeinde anfangen muss. Möglicherweise führt die Entstehung einer Vielzahl von Energiewende-Gemeinden in der Umgebung dazu, dass irgendeine Art von zentraler Koordinierung eingeführt werden muss, aber das muss sich mit der Zeit entwickeln, und es kann nicht erzwungen werden. (Dieser Punkt wurde hinzugefügt, da es verschiedene Fälle gab, bei denen die Aktivisten gleich ihre ganze Region zur Energiewende bringen wollten statt ihre eigene Gemeinde.)"

Das kann ich nicht ganz nachvollziehen. Welche Erkenntnisse haben dazu geführt? Ich mache in meiner Arbeit ständig gegenteilige Erfahrungen und habe ähnliches auch von Anderen vernommen (u.a. TT-Initative Brixton!), dass nämlich die meisten Initiativen eher darunter leiden dass sie zu kleinmaßstäblich aufgestellt sind und nicht die Region als ganze betrachten. 


Mindestens vier konkrete Gründe fallen mir ein: 


1.) Aus einer nachhaltigen und gemeinschaftlichen (Selbst-)Versorgungsperspektive, aus kreislaufwirtschaftlichen Gesichtspunkten - und nicht zuletzt für eine angemessene Kosten-Nutzen-Relation (damit nicht alles auf Ehrenamtsbasis passieren muss und unnötig Kräfte auszehrt)! - scheint es angebracht, mindestens in Stadt-Umland-Beziehungen bzw. regionalen Maßstäben zu denken und die Strukturen dafür von vorneherein entsprechend dimensioniert aufzubauen wo dies möglich ist. 


 2.) Für viele der TT-Themen ist außerdem eine kritische Masse nötig, wie sie in der unmittelbaren lokalen Nachbarschaft einfach nicht zu erreichen ist (Bsp. Regiogeld, v.a. in Ostdeutschland). 


 3.) Synergien mit bestehenden, auf "nachhaltige Regionalentwicklung" orientierte Initiativen und Einzelpersonen (vgl. Regiogeld, Regionaler Aufbruch u.v.m.), in denen dieselben Themen und Lösungen diskutiert werden wie bei TT, bleiben ungenutzt wenn die TT-Ansätze als zu kleinteilig wahrgenommen oder gar vorgeschrieben (!) werden. 


 4.) Die Chancen für eine Unterstützung durch bzw. Zusammenarbeit mit Kommunen, Landkreisen und höheren politischen Entscheidungsebenen, wie sie von TT angestrebt wird, werden außerdem höher ausfallen, wenn von den Lösungsansätzen ausreichend große (sozialräumliche, wirtschaftliche) Effekte zu erwarten sind - und entsprechend viele Wählerstimmen damit angesprochen werden.


Ich plädiere daher unbedingt dafür, Transition - auch - regional zu verstehen und diesen Punkt im Kriterienkatalog daher zu überdenken bzw. ersatzlos zu streichen!


herzlich

Ludwig Schuster

Kommentare

Bild des/r Benutzers/in Mit-Gründer

Hallo Herr Schuster,vielen Dank für die gute Beobachtung & Ihre sehr hilfreichen Anmerkungen dazu!Zu den bisherigen Kriterien:Diese sind noch in eine alten Fassung gewesen aus einer früheren Übersetzung, und einer Zeit in der Transition noch nicht so verbreitet war im deutschsprachigen Raum.Auf www.transitionnetwork.org gab es da seitdem auch schon einige Änderungen; von nötigen Anpassungen auf unsere sich hier entwickelnde Support-Struktur hier mal ganz abesehen.Alle Kriterien befinden sich gerade in Überarbeitung (einiges habe ich eben schon etwas überarbeitet) & ebenso überlegen wir gerade wie wir Transition in D/A/CH in Zukunft am Besten strukturieren und aufstellen.Da wird natürlich auch dieser Punkt der Überörtlichen Strukturen mit behandelt werdenWir hoffen spätestens Anfang 2011 dann da dazu eine klare Linie für den deutschsprachigen Raum gemeinsam erarbeitet zu haben & werden das dann natürlich hier veröffentlichen.Auf der Transition-Konferenz in Hannover (siehe hier) wird dies i.Ü. auch Thema sein & diskutiert werden. Würde mich freuen wenn Sie sich da mit einbringen würden!Herzliche GrüßeGerd Wessling