Gibt es Forschung über Erfolgspfade in der Teamentwicklung von Initiativen?
Liebe Leute,
als Arbeits- und Organisationspsychologin kenne ich etliche wissenschaftliche Modelle zur Teamentwicklung bzw. für Erfolgsfaktoren für Teams in Wirtschaftsunternehmen. Hier gibt es aber einen wesentlichen Unterschied zu Initiativen, wie z.B eine TT-Gruppe: die Gruppenmitglieder werden für ihre Teilnahme am Projekt/Vorhaben bezahlt und sind z.T. nicht aus eigenem Antrieb dabei.
Ich überlege gerade, wie auf diesem Hintergrund Entwicklungsprozesse für TT-Initiativen beschrieben werden könnten. Deshalb meine Fragen an Euch:
1. Gibt es Forschung, Wissen über Erfolgspfade in der Teamentwicklung in Graswurzelinitiativen? Etwas, woran man sich orientieren kann, wenn man es gut machen will.
2. Gibt es Info über das Muster, dass sehr oft in Gruppen aber auch in Initiativen auftritt, dass ein bis zwei Leute sich sehr einbringen und die anderen Gruppenmitglieder nicht zuverlässig/ nicht belastbar sind?
3. Kennt jemand von Euch wissenschaftliche Ansätze, die Resilienz von Gemeinschaften, Ortschaften, etc. zusammen mit psychologischer Resilienz betrachten?
Ich würde gerne schlußendlich einen Aufsatz bzw. ein Vortragskonzept daraus erstellen. Ich frage parallel bei der Gruppe "Ideensammlung für Transisiton-Veranstaltungen" nach.
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Kommentare
Hallo liebe Ruth, ..
Hallo liebe Ruth,
in der Transition Bewegung wird häufig auf das Modell der Gruppenphasen Bezug genommen, das von Tuckmann entwickelt wurde.
Tuckman, B. W., & Jenson, M. A. C. (1977). Stages of small-group development revisited.
Group & Organization Management, 2, 419-427.
Weil die Bedeutung von Gruppenarbeit nicht hoch genug eingschätzt werden kann hat das Transition Network eine eigene Fortbildung dazu entwickelt, die wir bei der nächsten Gelegenheit auch mal nach Deutschland holen wollen. Hier lohnt sich ein Blick auf www.transitionnetwork.org
Auch die Ökodorf-Bewegung hat ja mittlerweile eine gewissen Meisterschaft in Sachen Gruppendynamiken entwickelt, sie beziehen sich auf verschiedenen Autoren, mein Literaturtipp wäre
"Sitting in the Fire" von Arnold Mindell, und das Buch von Kosha Joubert "die Kraft der kollektiven Weisheit" das einen schönen Überblick gibt, über verschiedene Methoden. Auch Curriculum, das von Gaia Education entwickelt wurde ist sehr interessant und online zu finden.
Zur Verknüpfung von community resilience und personal resilience habe ich noch nichts gefunden, in Bezug auf Graswurzelbewegungen (kann aber auch an mir liegen). Die Resilience-Literatur findet sich häufig angedockt an den Bereich des Katastrophenmanagements, meine Recherche tipp wäre die resilience alliance.
Ich selber arbeite zu Salutogenese - was ja auch ein Konzept der Resilienz ist - und Graswurzelbewegungen. Sobald der Artikel fertig ist, stelle ich online.
Lass mal von dir hören wie es weiter geht und wenn du spannende Literatur findest
LG
Gesa
Liebe Gesa, ganz ..
Liebe Gesa,
ganz herzlichen Dank für die ausführliche Info. Ja, ich möchte eigentlich Sparringspartner finden. Ist Salutogenese in Deinem Kontext auf individueller oder Gruppen-/Organisationsebene verstanden?
Herzliche Grüße
Ruth
Liebe Ruth, ich ..
Liebe Ruth,
ich untersuche salutogenetische Faktoren auf individueller Ebene, also ich frage, was macht Menschen selbstwirksam und handlungsfähig, die schon aktiv sind. In dem kleinen Forschungsprojekt, in dem ich gerade arbeite sind das Gründsmitglieder von Graswurzelbewegungen. Zu den positiven Einflussfaktoren gehören natürlich auch gute Gruppenprozesse, die wir ebenfalls offen und qualitativ abgefragt haben. Da bin ich aber mitten in der Auswertung, das wird erst zum Herbst fertig sein.
Ich hatte die Frage nach den Erfolgfaktoren von Transition Initiativen etwas allgemeiner auch schon einmal im Rahmen einer Befragung auf der 3. Transition Town Konferenz 2012 als offene Frage gestellt, die Ergebnisse findest du hier:
http://www.transition-initiativen.de/group/transition-forschung/forum/topics/was-macht-eine-transition-initiative-erfolgreich-teil-1-antworten
Gerade ist mir auch noch eingefallen, dass du auch mal in den Bericht von Feola und Nunes reinschauen könntest, Success and Failure of Transition Initiatives http://www.walker-institute.ac.uk/publications/research_notes/WalkerInResNote4.pdf
sie haben Erfolgsfaktoren quantitativ abgefragt, da findet man auch einige Angaben zu Anzahl der Menschen, investierter Zeit von Initiativegruppen.
LG
Gesa
Liebe Gesa, der b ..
Liebe Gesa,
der bericht von Feola und Nunes ist auch sehr interessant. Ich habe mal reingeblättert.
Interessanterweise berichtete Rob gestern, dass eine Schwierigkeit der TT-Initiativen sei, dass es ehrenamtliche Arbeit sein. Da kommen Viele an ihre Grenzen. Eine Zuhörerin hat plakativ gesagt, nicht nur die Ressourcen der Erde, auch die der Menschen seien endlich. :-)
Dieses Thema der fehlenden Zeit scheint also keine hiesige Spezialität zu sein.
Liebe Grüße
Ruth