Eine tolle Form, sich zu versammeln
Ein Interview mit Felix W. Kostrzewa
Sie wird von Jahr zu Jahr größer, sie wächst und gedeiht: Das Transition-Projekt Utopianale hat sich als DAS Filmfestival für nachhaltige Lebensstile im norddeutschen Raum etabliert. Utopianale-Macher Felix Kostrzewa erwartet am jetzigen Wochenende vom 21. und 22. Februar 2015 Hunderte von interessierten Menschen im Freizeitheim Linden in Hannover. In diesem Jahr steht die Utopianale unter dem Motto Wie wollen wir arbeiten?. Filme sind Bewusstmacher - für viele werden die Film ein Einstieg sein, miteinander oder auch für sich allein ihre Beziehung und ihr Verhalten zum Thema Leben und Arbeiten zu reflektieren. Die Redaktions-AG von Transition Initiativen hat Felix Kostrzewa zur Utopianale befragt.
Du stehst mit der dritten Utopianale in Hannover in den Startlöchern. In diesem Jahr geht es um das Thema Wie wollen wir arbeiten?. Was erwartet die Zuschauer in diesem Jahr?
Wir haben ein volles 2-Tage-Programm. Neben den sieben Filmen und acht Workshops gibt es Künstlerisches und auch einen Markt der Möglichkeiten, eine Messe, wo wir über 20 Gruppen/Initiativen/Institutionen den Raum geben, sich zu zeigen. Für einen vertiefenden Blick halten wir auf www.utopianale.de das Programmheft und auch einige Trailer der Filme parat.
Ich hoffe, dass viele Menschen, Aktivist*innen und Neulinge kommen und miteinander reden. Die Gespräche, angestoßen durch die Filme, sind das Spannendste, wenn ich an die Utopianale denke.
Worauf freust Du Dich ganz besonders?
Auf die vielen Begegnungen. Wenn ich am Sonntag um 17°° den letzten Film Everyday Rebellion ansage, dann haben sich wahrscheinlich viele Menschen gesehen, getroffen, gesprochen. Dabei kann man als Neuling allein ankommen und einfach nur Filme gucken, oder in den Workshops Kontakt zu Ideen oder Menschen kriegen. Beim Markt der Möglichkeiten kann man und frau auch direkt Weggefährt*innen finden. Das finde ich toll!
Dass wir diesmal auch richtig in der Stadtgesellschaft "drin" sind, indem wir im Freizeitheim Linden inmitten der Stadt sind, finde ich auch klasse. Und wir werden uns sowohl an den Feierlichkeiten zum 900-Jahre-Jubiläum unseres Stadtteils (Hannover-Linden) als auch dem laufenden Stadtentwicklungsprozess "Mein Hannover 2030" beteiligen, indem wir World Cafés zur Frage "Wie wollen wir arbeiten?" machen. Damit schlagen wir hoffentlich nachhaltig die Brücke zwischen Vergangenheit und einer lebenswerten und enkeltauglicheren Zukunft. Darauf freue ich mich.
Bei der ersten Utopianale war bspw. Nils Aguilar zu Gast, der den Film Voices of Transition produziert hat. Welche spannenden Gäste dürfen die Besucher*innen in diesem Jahr erwarten?
Wir haben die Regisseurin und Protagonisten vom Film "Funfreedomfear" (Sa 11°°) vor Ort. Das sind Menschen aus Hannover, die sich selbstständig gemacht haben und ihre Geschichte erzählen. Das hat ganz viel mit der Frage zu tun, wie wir arbeiten wollen und ist ein toller Auftakt.
Zum Film "Der große Demokrator" (Sa 17°°) kommen Aktivist*innen aus Köln, die wissen, wie das Beteiligungsprojekt "Kalk für Alle" aus dem Film weiter gegangen ist.
Und zur Frage "Who Cares" erwarte ich zwei Gesprächspartner*innen, die sich mit der Frage nach "Sozialem Unternehmertum" rund um den Globus auskennen.
Ganz besonders freue ich mich aber auch darauf, dass Richard Schutt aus den Niederlanden mit seinem Fragezeichen kommt. Ich mag seine Aktionskunst. Das rundet es ebenso ab, wie der geplante AusKlang mit Imke Axmann aus unserem Hannover-Linden. Ich freue mich schon auf diese Gäste und alle, die dabei sein wollen, denn bei Transition hat irgendwie Jeder und Jede Interessantes beizutragen. Das macht es ja so spannend und neu, meiner Ansicht nach.
Sowohl die AG Soziales von Transition Town Hannover als auch das Projekt REconomy von Transition Initiativen e.V. sind bei der Utopianale mit Beiträgen vertreten. Was bieten sie an?
Aktivist*innen aus dem Umfeld von Transition in Hannover haben einen Workshop zum Müßiggang vor. Das wird mit dem Filmprotagonisten aus "Weniger arbeiten - mehr Leben" Felix aus Bremen sicher ganz klasse. Da hätte ich selbst richtig Lust zu gehabt, aber mir wird wohl die Muße am Tage fehlen. Mit dem Workshop zum Thema REconomy erleben wir eine Premiere und den Start des REconomy-Projekt in Deutschland. REconomy steht für Relokalisierung der Wirtschaft. Fiona Ward vom Transition Network wird über das REconomy-Projekt in Großbritannien berichten, Ralph Boelke von der Erfahrungen mit dem Projekt in Belgien. Außerdem präsentieren sich einige REconomy-typische Unternehmen.
Welche Tipps hast Du für Transition Initiativen, die ein ähnliches Film-Festival realisieren möchten?
Ich sage das nicht aus Eigennutz, aber ihr braucht unbedingt Know-How. Ich bin gelernter Kulturmanager und verstehe auch einiges vom Thema Marketing und Öffentlichkeitsarbeit und dennoch ist zum Beispiel die Finanzierung der Utopianale bisher eigentlich völlig unterirdisch.
Über die dreimalige Planung könnte es nun sein, dass wir hier viel veranstalten können und in Zukunft nicht mehr so viel draufzahlen müssen. Anderen Initiativen würde ich aber vor allem empfehlen sich nicht an uns zu orientieren, sondern klein anzufangen. Vielleicht macht ihr zwei Filme, einen Talk und eine kleine Party? Small ist beautiful? Wenn ihr die Leute habt, die dafür brennen (so wie ich in Hannover) lasst sie machen und die für sie richtigen Elemente zusammenstellen.
Aber abgesehen von der ganzen Arbeit: Es ist eine tolle Form sich zu versammeln! Es gibt nichts Gutes, außer man tut es ;-)
Mein wichtigster Tipp: Schaut Euch die Filme gut vorher an! IHR müsst sie mögen, damit ihr gut einladen könnt. Dann kommen auch Gäste. Sind sie vielleicht zu negativ, lasst sie weg. Sind sie frustrierend, schaut sie im kleinen Kreis bereits Aktiver und nutzt sie als Motivation. Es gibt tolle, lustige, wegweisende Filme, die Mut machen. Vielleicht schaut in die alten Programme der Utopianale? "Voices of Transition" würde ich zum Beispiel immer wieder gern zeigen!
- Zum Verfassen von Kommentaren bitte Anmelden oder Registrieren.