Transition Valleys Eine Visionssuche für die Gestaltung einer Postwachstumsgesellschaft in der Region

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(Text von Annemarie Selzer, Bildungsstätte Ludwigstein, eingestellt von Stephanie Ristig-Bresser)

Am Wochenende vom 28.11. bis 30.11.2014 trafen sich auf Burg Ludwigstein, Menschen aus der Region Nordhessen, Südniedersachsen und Westthüringen, die sich mit der Frage nach einer zukünftigen Gestaltung der Gesellschaft beschäftigten. Die Transition Town Initiativen aus Kassel, Göttingen und Witzenhausen hatten in Kooperation mit der Bildungsstätte Ludwigstein gGmbH zu diesem Netzwerktreffen eingeladen.

Zum Einstig begab man sich auf die gemeinsame Visionssuche für die Gestaltung einer Postwachstumsgesellschaft in der Region.Was wünschen wir uns von einer zukünftigen Gesellschaft, wie wollen wir zusammen Leben, und wo erleben wir uns als Handlungskompetent, waren die Fragen, die die rund 30 TeilnehmerInnen zwischen 20 und 60 Jahren bewegten. Ideen von neuen, sozialeren Nachbarschaften, Repaircafés, einer stärkeren, musisch-kulturellen Vernetzung und vieles mehr wurden in den Köpfen bewegt.

Am Samstag wurde es dann praktischer. In verschiedenen Arbeitsgruppen erprobte man neue Kommunikationsformen. Gewaltfreie Kommunikation, Theater als Ausdruck von Protest und eine Methode zur Konsensfindung wurden erarbeitet. Zeitgleich bereitete die Volxküche aus Witzenhausen mit Leon Beyer und Sebastian Hoffmann ein leckeres, veganes Menü in der neu eingerichteten Zelterküche der Burg Ludwigstein.

Am Nachmittag wurde intensiv an der inhaltlichen Vernetzung gearbeitet und der Abend wurde genutzt um im Archiv der deutschen Jugendbewegung zu erfahren, wie die Reformbewegung vor 100 Jahren ihren Aufbruch genommen hat. Für manch einen war es neu zu erfahren, dass auch die inzwischen wohlbekannten Marken wie Voelkel und EDEN als Gemeinschafts- und Siedlungsprojekte von idealistischen Menschen ihren Anfang genommen hatten.

Aber auch die problematischen Seiten der Siedlungsbewegung,  der völkische Teil, der mit einer starken Rassentheorie und Blut und Boden Landwirtschaft  in den 1920er Jahren als einer der Vorläufer der NS Ideologie gelten kann, ist mit Dokumenten in dem Archiv zu finden. Die  Artamanen, so nannten sie sich, aus deren Kreisen einige der wichtigsten Köpfe der NS Zeit entstammten, spielten dabei eine besondere Rolle, weil sie in der Gegenwart als Neo-Artamanen in Mecklenburg-Vorpommern Biolandanbau betreiben. Es entspann sich eine längere Diskussion um die Frage nach erkennen und Abgrenzungen von solchen Ideologien.

 

Am Sonntag fand schließlich ein öffentlicher Bildungsbrunch statt. Zwischen veganen Köstlichkeiten und Käsespezialitäten vom nahe gelegenen Hutzelberghof hielt Gandalf Lipinski, Mitglied der Konvergenzgesellschaft und Tiefenökologe einen Vortrag über: Regionaler Wandel in Bürgerhand eine Zukunftsvision. Darin malte er eine Vision von einer zukünftigen, basisdemokratischem Europa der Regionen. Eine Vision muss man haben, so Lipinski, um sie dann den realen Gegebenheiten anzupassen und Kompromisse auf dem Weg machen zu können.

Seine Vision sieht kleine, überschaubare Gemeinschaften vor, die in sich selber eine große Vielfalt an unterschiedlichsten Menschen haben und die ihre Entscheidungen demokratisch fällen. Gesamtgesellschaftlich gilt für ihn das Prinzip der Subsidiarität, also alles, was auf der kleinsten Gemeinschaftsebene zu regeln ist, wird dort geregelt. Erst wenn es dort nicht zu regeln ist, wird es in die nächsthöhere Entscheidungsebene abgegeben. So soll verhindert werden, dass es einen bürokratischen Überbau gibt, zu dem die Bürger jeden Bezug verloren haben.

 

Gandalf Lipinski erläuterte, dass auf dem Weg zu seiner Vision Modellregionen entstehen könnten, in denen die basisdemokratischen Ideen erprobt werden. Gerade der Werra-Meissner-Kreis scheint ihm und auch vielen anderen TeilnehmerInnen an diesem Vormittag eine besondere Möglichkeit dafür zu bieten. Mit dem Universitätsstandort für Ökologische Landwirtschaft, der eine hohe Internationalität nach Witzenhausen bringt, mit vielen aus der Universität entstandenen Initiativen wie den solidarischen Landwirtschaften, dem Transition Begegnungshaus in der Witzenhäusener Innenstadt, und mit unzähligen kleinen Initiativen für ein nachhaltigeres, gesünderes und umweltbewußtest Leben, ist die Region unglaublich agil und lebendig und offen für neue Ideen.

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Kommentare

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Danke an Annemarie Selzer und Stephanie Ristig-Bresser für diesen Bericht!

Mir imponiert die Darstellung der Transition Aktivitäten mit Bezugnahme auf geschichtlicher Kontinuitäten und auf die notwendigen Brüche für ein zukünftiges gesellschaftliches Bewusstsein.

Jugendbewegte Grüße

aus Transition Town Freiburg im Breisgau

Jörg Beger